Mensch – Medien – Gesellschaft: Möglichkeiten oder Wege für eine chancengleiche Teilhabe in einer mediatisierten Gesellschaft“
Ein Fachtag für Mitarbeiter*innen aus Sozial-, Jugend-, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Vereinen und für alle Interessierte.
Wir leben heute in einer „mediatisierten“ Gesellschaft. Gemeint ist damit die Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen der Medienkommunikation und den damit verbundenen Wandlungsprozessen, die sich mit der zunehmenden Durchdringung von Medien im Alltag und in der Kultur darstellen.
Dabei den Überblick zu behalten oder gar Entwicklungen sowie Veränderungen vorauszusehen, scheint unmöglich. Doch um selbstbestimmt an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben und mitwirken zu können, ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema unausweichlich. Eine besondere Herausforderung stellt dies für die Praxis von Sozial-, Jugend-, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Vereinen dar.
Auf diesem Hintergrund will sich der Fachtag FSJ_digital 2017 mit dem Thema „Mensch – Medien – Gesellschaft: Wege und Möglichkeiten für eine chancengleiche Teilhabe in einer mediatisierten Gesellschaft“ befassen.
Prof. Dr. Karsten D. Wolf von der Universität Bremen referiert in seinem einführenden Vortrag „Digitale Bildung: Wie kann eine chancengleiche Teilhabe in einer mediatisierten Gesellschaft gelingen?“ über die tiefgreifenden Veränderungen unserer Kommunikations- und Lernkultur. Digitale Medien verändern unsere Gesellschaft, wie wir lernen und wie bzw. ob wir arbeiten. Diese Entwicklungen können ermächtigend wirken, wenn wir neuen Bildungswegen folgen können. Sie können aber auch „entmächtigend“ sein, wenn künstliche Intelligenzen und Roboter traditionelle Beschäftigungsmöglichkeiten verschwinden lassen. In diesem Beitrag sollen Chancen und Herausforderungen der Bildung in einer mediatisierten Gesellschaft herausgearbeitet werden, um anschließend Ziele und Methoden der praktischen Bildungsarbeit „im Jahr 20 nach Google“ zu diskutieren.
Als ein erfolgreicher Weg zu komplexen Themen der Medienbildung hat sich das FSJ_digital in seiner knapp zweijährigen Laufzeit entwickelt.
Das FSJ als Bildungs- und Orientierungsjahr für die Freiwilligen erhielt mit dem FSJ_digital noch einen spezifischen Bildungsbereich hinzu, was eine zusätzliche Herausforderung aber auch Chance für die Freiwilligen und die Einrichtungen bedeutete. Das trägerübergreifende Angebot FSJ_digital förderte digitale, technische und mediale Projekte. Im Sinne einer Multiplikatorenrolle sollte dabei ein Raum geschaffen werden, in dem sich die Freiwilligen mit ihren medialen Fähigkeiten und Fertigkeiten zugunsten der Einsatzstelle sowie deren Klientels einbringen können. Damit stellte sich das FSJ_digital der Herausforderung, niedrigschwellige Medienkompetenzvermittlung im Rahmen von Projekten zu realisieren. Im Rahmen der zusätzlichen, fünftägigen Seminare haben in zwei Jahrgängen über 150 Freiwillige neben vielseitigen praktischen Handlungskompetenzen und grundlegendem Strukturwissen moralische, ästhetische und soziale Dimensionen von Medienkompetenz trainiert, diskutiert und weitergegeben. Die Evaluation des ersten Jahrgangs bestätigt, dass die Herausforderungen, denen sich das FSJ_digital stellte, gemeistert wurden Die zweijährige Pilotphase geht nun zu Ende und wir laden Sie ein, sich einen Überblick über die vielen durchgeführten Projekte zu verschaffen und mit den Freiwilligen ins Gespräch zu kommen. Denn so komplex die Thematik auch manchmal erscheinen mag, so einfach, zielführend und nachhaltig können Medienbildungsprojekte gestaltet werden.
Am Nachmittag referiert Dr. Fred Schell zu dem Thema „Subjekt- und handlungsorientierte Medienpädagogik – Grundlagen, Zielsetzungen und Prinzipien“. Er zeigt auf, dass Pädagogik immer ein Teil der Geschichte der Medien war. Ein kurzer historischer Abriss dieses Verhältnisses soll dazu beitragen, unterschiedliche Positionen, Handlungskonzepte und Vermittlungswege der Medienpädagogik, die bis heute Einfluss haben, zu verstehen und zu hinterfragen. Im Zentrum des Vortrags jedoch steht die subjekt- und handlungsorientierte Medienpädagogik, die immer die Trias Mensch – Medien – Gesellschaft im Blick hat und die insbesondere im außerschulischen Kontext fest verankert ist. Ihre Grundlagen, Zielsetzungen und Prinzipien werden erläutert. Angesichts der Mediatisierung aller gesellschaftlichen Bereiche ist dieser Ansatz auch ein wichtiger Teil notwendiger politischer Bildung, um den Menschen ein souveränes Leben mit den Medien und politische Teilhabe zu ermöglichen.