Das Modellprojekt FSJ_digital beginnt
Auftaktveranstaltung 25. Januar 2016 Jugenherberge Leutesdorf, Foto: Elisa Biscotti
Digitale Medien sind heutzutage fester Bestandteil des Alltags. Sie werden als überaus praktisch empfunden, denn Kommunikationsstrukturen werden gebündelt und gleichzeitig multimedial, global, multifunktional vernetzt. Die Selbstverständlichkeit, mit der junge Menschen die neuen Medien nutzen, ihre spielerisch und informell erworbenen gestalterischen, technischen und kommunikativen Fähigkeiten, machen die sogenannte „Generation Internet“ zu Experten im Bereich der Mediennutzung. Auf der anderen Seite der sogenannten „digitalen Kluft“ steht ein Teil der Gesellschaft, dem der einfache Zugang zu Medien verwehrt geblieben ist. Beispiele hierfür können andere Mediennutzungserfahrungen, der sozio-ökonomische Status oder andere räumliche, technische, materielle oder kognitive Gegebenheiten sein. Jens Maedler von der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ) spricht hierbei in seinen Überlegungen zur Implementierung eines Modellvorhabens FSJ Digital (2014), von den „…digitalen Gräben […] zwischen Bloggeraventgarde und Userproletariat.“ Und genau hier setzt unser Konzept für das Freiwillige Soziale Jahr Digital in zwei Dimensionen an. Das FSJ_digital ist als Modellprojekt Bestandteil der Digitalen Agenda für Deutschland, die im Koalitionsvertrag 2014 beschlossen wurde. Die Agenda sieht vor, dass die jungen Menschen innerhalb ihres Freiwilligendienstes als Multiplikatoren auftreten. Ihre individuellen Fertigkeiten und Fähigkeiten sollen sie, im Sinne eines e-Engagements, sinnvoll in den Dienst der Einrichtungen stellen. Damit dieses Vorhaben gelingen kann, muss es unsere Aufgabe als Projektträger sein, nicht nur mit den jungen Menschen, sondern ganzheitlich zu arbeiten.
Foto: Kulturbüro Rheinland-Pfalz
Wir stehen vor der Herausforderung, eine Wertschätzungskultur und -wahrnehmung zu implementieren, damit die Freiwilligen nicht als IT-Fachkräfte, die ausschließlich die Betreuung der Homepage übernehmen, sondern als wertvolle und positive Ergänzung des Teams an- erkannt werden. Besonderes Potenzial liegt hier- bei in generationsübergreifenden sowie nutzer- sensiblen Peer-to-Peer Vermittlungskonzepten. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die selbsterlernte Nutzerkompetenz zwar einen Teil von medienkompetentem Handeln darstellt, alleinstehend aber verkürzt bleibt. Denn nur indem jungen Menschen grundlegendes pädagogisches, didaktisches und praktisches Handwerkszeug vermittelt wird, können sie ihrer Multiplikatorenfunktion gerecht werden. In diesem Sinne gilt es das FSJ_digital als ganzheitlichen Bildungsprozess zu verstehen, indem Bildungsräume geschaffen werden, um jungen Menschen zu ermöglichen, ihre Kompetenze auszuweiten, zu vervielfältigen und zu spezifizieren. Dies betrifft besonders Themenkomplexe, die nur schwerlich in informellen Lernkontexten erworben werden können und in formalen Lernprozessen zu wenig Raum finden. Es gilt zum einen, eigenständig komplexe analytische Kenntnisse und Fähigkeiten auszubilden, um mediale Symbolsysteme und ihre Codierungsstrukturen verstehen und nutzen zu können. Zu- dem müssen soziale, moralische und ethische Perspektiven im Mediennutzungsverhalten eine Rolle spielen. Denn in komplexer werdenden Medienstrukturen, in denen politische, gesellschaftliche und kulturelle Themen verhandelt werden, ist eine solche Sensibilisierung und Förderung junger Menschen notwendig, um Selbstbestimmung und Teilhabe zu gewährleisten.
Foto: Kulturbüro Rheinland-Pfalz
Koordiniert durch das Kulturbüro Rheinland- Pfalz startete im Herbst 2015 das Modellprojekt FSJ Digital als trägerübergreifendes Medienbildungsangebot. Das Konzept richtet sich an alle Freiwilligen, die in Rheinland-Pfalz einen Freiwilligendienst leisten, unabhängig von der Einsatz- stelle und des FSJ-Trägers, für den sie arbeiten. Als sogenanntes Add-On haben die Freiwilligen die Möglichkeit, ihr Freiwilliges Soziales Jahr um den selbstgewählten Schwerpunkt Medienbildung zu erweitern. Zusätzliche Seminarangebote und individuelle Förderung erwarten die Frei- willigen, die ihre Ideen für Medienprojekte bei einer Jury einreichen und ausgewählt werden. Bis Ende des Jahres konnten 50 verschiede Projektanträge bewilligt werden, wobei fünf Projekte in Teamarbeit von jeweils zwei Freiwilligen betreut werden. Auch junge Menschen aus dem Freiwilligen Ökologischen Jahr sehen in dem Modellprojekt Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für ihre Arbeit und zählen somit zu den insgesamt 55 Freiwilligen. Landesweit freuen sich Freiwillige von dreizehn verschieden Trägern auf den Beginn des Modellprojekts im Januar 2016.
Text: Jahresbericht Kulturbüro Rheinland-Pfalz 2015
Die erste Seminarwoche fand vom 25.-29. Januar 2016 statt. Im Rahmen des ersten Seminartages fand auch eine Auftaktveranstaltung mit den Ministerinnen Malu Dreyer und Andrea Nahles statt. Die anderen vier Tage standen ganz im Sinne der Bildungsarbeit. Sowohl morgens als auch nachmittags konnten sich die Freiwilligen vielseitige Inputs in diversen Kruz-Workshops holen.
Bild: Seminarplan 2016, #FSJ_digital
Die Projektergebnisse finden sich auf unserer Seite Projekte wieder. Wenn Sie sich für die Evaluation und Ergebnisse des ersten Projektjahrgangs interessieren, finden Sie hier die FSJ digital Projektevaluation 1. Jahrgang zum nachlesen und downlaod.